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PREMIERE:
Deutscher KAUF-NIX-TAG 29.November '97


Taeglich werden wir mit 1000den von Werbebotschaften ueberschuettet. Wir kaufen mehr als wir brauchen. Mit nur 20 Prozent der Weltbevoelkerung verbrauchen die reichen Laender 80 Prozent der natuerlichen Ressourcen.

Ein haltloser Konsum auf Kosten unserer Umwelt. Machen Sie einfach mal Pause: Machen Sie mit beim Kauf-Nix-Tag am 29. November. (Info-Adressen am Ende!)

Kurzinfo

Am 29. November dieses Jahres (in einigen Laendern, z.B. USA schon am 28.) findet in 13 Industrienationen der 7. Internationale "Buy Nothing Day" (Kauf-Nichts-Tag) statt. In den USA, Kanada, Grossbritannien ("No Shop Day"), Nordirland, den Niederlanden ("Niet Winkel Dag"), Belgien, Schweden, Norwegen, Polen, Slowenien, Frankreich, Neuseeland und Australien fordern Aktivisten und Umweltgruppen, die sich fuer einen fairen Welthandel und einen umweltvertraeglichen Konsum einsetzen, die Buerger ihres Landes auf, einen Tag nichts einzukaufen und damit ein Zeichen zu setzen gegen den Wahnwitz unserer Konsumgesellschaft. Dabei geht es nicht um die Aufforderung ueberhaupt nicht mehr einzukaufen, sondern unser Konsumverhalten zu ueberdenken.
Bisher fand diese Veranstaltung in Deutschland nicht statt, dieses Jahr aber gibt es eine DeutschlandPremiere: Unterstuetzt von GREENPEACE soll der Kauf-NixTag auch hier fest etabliert werden. Am 29.November, dem einkaufsstarken Samstag vor dem 1. Advent und dem Startschuss fuer den Weihnachts-Wahn. Erste Aktionen sind geplant, so z.B. von der Umweltund Projektwerkstatt Freiburg (Adressen siehe unten).

Hintergruende

Ist mehr wirklich immer besser?

In den westlichen Industrienationen haben wir in den letzten 50 Jahren einen in der Geschichte nie dagewesenen Wirtschaftsboom erlebt: Der Wert, der in diesem Zeitraum erzeugten Gueter, uebertrifft denjenigen aller bis dahin erzeugten Waren und Dienstleistungen von Beginn der Menschheit an (World Watch Institute 1989). In unserem Kulturkreis ist allgemeiner Wohlstand, der es uns erlaubt, eine nicht mehr zu ueberschauende Zahl von Konsumguetern zu kaufen, laengst ein von allen als normal empfundener Zustand.
Der internationale Anzeiger fuer das Wachstum unserer Volkswirtschaften ist das Bruttosozialprodukt (BSP). Auch in Deutschland hat sich das BSP seit Kriegsende stetig nach oben bewegt und Politiker aller Couleur verweisen auf diesen Index, um uns zu zeigen, dass es uns immer besser geht. Dabei ist die Frage, ob das Bruttosozialprodukt ueberhaupt ein adaequates Mittel ist, den allgemeinen Wohlstand zu bestimmen, durchaus berechtigt. Rechnet man naemlich die Umweltkosten, die Folgen der sozialen Ungleichverteilung des Reichtums in unserer Gesellschaft (z.B. Armut), aber auch die Beeintraechtigung unserer Lebensqualitaet durch Hektik, Massenverkehr und Smog dagegen auf, so zeigt es sich, dass unser Wohlstand seit den 70er Jahren trotz zunehmender Massenkaufkraft nicht gestiegen ist. AEhnlich verhaelt es sich mit dem Gluecksempfinden der Menschen, auch wenn die Werbung uns tagtaeglich suggeriert, dass mehr Konsum zu einem erfuellteren Leben fuehrt. Tatsaechlich gab es in der westlichen Welt noch nie soviele Leute die unter Depressionen litten - in den USA ist der Verkaufsschlager der Pharmabranche das rezeptfrei erhaeltliche Antidepressivum Prozac, das inzwischen von rund fuenf Millionen Amerikanern regelmaessig oder zeitweise eingenommen wird.
Um ein erfuelltes Leben zu fuehren, benoetigt ein Mensch ein funktionierendes Netz sozialer Beziehungen. Ausserdem muss ueber genuegend materielle Gueter verfuegen, um seine Grundbeduerfnisse (Wohnen, Kleidung, Essen, Unterhaltung) befriedigen zu koennen. Nicht zuletzt aufgrund des unfairen Welthandels wird vielen Menschen in Drittweltlaendern dieses Recht verwehrt. Auf fruchtbaren Ackerflaechen werden von Grossgrundbesitzern oder internationalen Food- Konzernen wie Nestle oder Dole vor allem Exportgueter wie Kaffee, Kakao und Bananen angebaut, die danach zu Spottpreisen aufgekauft und an die Wohlstandsnationen verramscht werden. Die Arbeiter in den Anbaulaendern und ihre Familien haben meist das Nachsehen.
Hinzu kommt, dass Glueck ein relatives Gefuehl ist: So fuehlt sich die Oberschicht eines Landes in der Regel gluecklicher und zufriedener als die Angehoerigen der Unterschicht. Dabei spielt es aber keine Rolle, ob es sich um ein armes oder reiches Land handelt: Der Bangladeshi, der sich einen Lebensstandard leisten kann, der dem eines hiesigen Hilfsarbeiters entspricht, hat den gleichen Gluecksvorsprung vor seinen Landsleuten wie ein deutscher Grossunternehmer. (vgl. M. Argyle, The psychology of happiness). Wichtiger als ein immer weiter steigender Wohlstand fuer alle ist folglich dessen gerechtere Verteilung.

Wirtschaftswachstum ist also keine Groesse fuer Lebensqualitaet. Im Zeitalter der Globalisierung ist darueberhinaus abzusehen, dass ein weiteres Ansteigen der Produktion nicht zu einem Wohlstand fuer alle fuehren wird, sondern nur zu einer Verschaerfung des Wettkampfs um Resourcen, bei dem gerade die AErmsten der Welt verlieren werden. So fuehrt z.B. der zunehmende Fleischkonsum (zur Erzeugung einer Fleischkalorie braucht man 8- 12 pflanzliche Kalorien, abhaengig von Mast und Tierart) in den freien Wirtschaftszonen Chinas dazu, dass dieses Land mit seinen 1,2 Milliarden Einwohnern im naechsten Jahrtausend zum weltweit groessten Getreideimporteur werden wird. Die damit einhergehende Verteuerung von Lebensmitteln auf den Weltmaerkten wird in etlichen Entwicklungslaendern, die sich solche Importe dann nicht mehr leisten koennen, zu Hungerkatastophen fuehren.
Dabei staenden bei bei gleichmaessiger Verteilung allein der Getreideproduktion jedem Erdenbuerger taeglich 2500 Kalorien zur Verfuegung. Der Fleischhunger der Reichen nimmt den Tod der Armen in Kauf. - Aber wer sollte es den Chinesen uebelnehmen, dass sie das westliche Wohlstandsmodell kopieren, liegen doch die Industrienationen auch beim Pro-Kopf-Konsum von Nahrungsmitteln weltweit an der Spitze.
Dies betrifft den Resourcenverbrauch der westlichen Welt und in zunehmendem Masse auch den der suedostasiatischen Boomnationen ueberhaupt: Die reichsten 20% der Weltbevoelkerung verbrauchen 80% aller Resourcen, waehrend den aermsten 20% lediglich 2% zukommen. Ein Bundesbuerger schafft es leicht an einem Tag eine Energiemenge zu verbrauchen, die achtzig Litern Erdoel entspricht (GEO, Nr.1/1990). Ein AEthiopier muss mit der gleichen Menge ein ganzes Jahr auskommen. Unser Konsum traegt aber nicht nur massgeblich zum weltweiten Nord-Sued-Gefaelle bei, sondern ist vor allem auch die Ursache fuer das Verschwinden unserer wichtigsten Resource, einer intakten Umwelt. Die globale Gefaehrdung einer Klimaaenderung durch den Treibhauseffekt laesst sich nicht allein durch teure Umwelttechnologie abwenden, da sich CO2 nicht mit einem Katalysator zurueckhalten laesst, wie giftige Schwefelund Stickoxide. Umdenken ist gefragt.
Auch der technischen Steigerung der Energieausbeute sind Grenzen gesetzt: Waere z.B. die Fahrzeugdichte weltweit so hoch wie in der BRD, so muessten PKWs 20 mal weniger Sprit (ca. 0,4 L/100km) verbrauchen, wenn der durch den Individualverkehr verursachte Ausstoss an Treibhausgasen auf dem heutigen bereits viel zu hohen Niveau bleiben sollte. - An diesem simplen Rechenbeispiel zeigt sich, dass es weder wuenschenswert ist noch auf Dauer tragbar sein wird, dass der Rest der Welt zu Wohlstand im westlichen Sinne gelangt, wie ihn Neoliberalisten im kuenftigen goldenen Zeitalter des Globalismus vor sich sehen. Es wird sich aber kaum verhindern lassen, dass die sich industrialisierenden Laender weiterhin ein westliches Konsumverhalten anstreben, solange ihnen dies von den Industrienationen vorgelebt und von den Konzernen propagiert wird. - Allein unser Resourcenverbrauch ist fuer die Erde nicht mehr tragbar und sollte Grund genug sein, uns einzuschraenken. Gleichzeitig erfuellen wir aber auch eine Vorbildfunktion fuer den Rest der Welt und sind gefordert Alternativen zum "Western Way of Life" aufzuzeigen.

Was ist zu tun?

Es gibt keine Alternative zu einer Reduktion unseres Verbrauchs an Resourcen, wenn wir unsere Umwelt nicht voellig aus dem Gleichgewicht bringen und weiterhin auf Kosten der Dritten Welt leben wollen. Dabei kann uns moderne Umwelttechnologie helfen, aber mehr Recycling, effizientere Energieausbeute etc. koennen dies nicht allein erreichen, schon gar nicht, wenn die technisch erreichten Gewinne fuer die Umwelt durch ein Mehr an Konsum wieder zunichte gemacht werden: So erzeugen Autos heutzutage beispielsweise mit der gleichen Menge Treibstoff weitaus mehr PS als in den 60er Jahren. Der Flottenverbrauch der Autokonzerne ist aber kaum gesunken, weil die Motoren im gleichen Zeitraum um ein Vielfaches staerker geworden sind. Ein 2CV ("Ente") kam mit 28PS aus; der kleinste Benziner fuer den neuen Golf hat ueber 70!
Selbstverstaendlich ist es wichtig und sinnvoll Umwelttechnologie zu nutzen und zu foerdern. Ein Auto mit Kat ist besser als eins ohne und eine Dose zu recyceln resourcenschonender als sie wegzuschmeissen. Darueberhinaus ist es aber auch notwendig, uns Gedanken ueber unser persoenliches Konsumverhalten zu machen. So sollte man sich vor dem Kauf eines Produktes ueberlegen, ob man es wirklich benoetigt: Wer braucht z.B. elektrische Zahnbuersten, Mundduschen, Brotbackmaschinen, Nasenhaarrasierer oder Tischstaubsauger? Aber auch bei gebraeuchlicheren Guetern stellen sich aehnliche Fragen: Brauche ich einen Fernseher mit Breitbildschirm, obwohl mein altes Geraet noch tadellos laeuft? Oder ein Auto mit 200PS, Breitreifen und Alufelgen? Machen mich 14 Tage in der Karibik wirklich gluecklicher als vier Wochen auf Ruegen? Viele Dinge erweisen sich bei naeherem Hinsehen als verzichtbar, ohne dass unsere Lebensqualitaet darunter leidet. Anders scheint es sich mit Maschinen zu verhalten, die uns Arbeit in Haushalt und Garten abnehmen. Aber wieviel Zeit sparen die tollen Geraete, die unser Leben leichter machen sollen, eigentlich wirklich? Gerade am Beispiel des Autos kann man zeigen, dass die scheinbare Bequemlichkeit und Mobilitaet, die es beschert, eine Farce ist: Teilt man die Kilometer, die man mit einem durchschnittlichen PKW im Laufe von zehn Jahren, der derzeit durchschnittlichen Lebenserwartung eines Autos, zuruecklegt, durch die Zeit, die man arbeiten musste, um die Anschaffungskosten, Wartung und Reparatur, Steuern und Versicherung sowie das Benzin zu bezahlen, und die Zeit, die man fahrend, an der Tankstelle, auf der Parkplatzsuche und im Stau verbracht hat, so kommt man auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit, die der eines Fussgaengers entspricht.
Selbstverstaendlich gibt es auch Konsumgueter, die wir wirklich benoetigen oder auf die wir einfach nicht verzichten wollen. Aber auch hier ist es moeglich, Energie und Rohstoffe einzusparen, indem man Produkte kauft, die langlebig sind, die man reparieren kann und eines Tages vom Hersteller zurueckgenommen und recycelt werden. Solche Gueter sind in der Regel in der Anschaffung teurer, machen sich aber mit der Zeit bezahlt. Ein gutes Kuechenmesser und ein Wetzstahl kosten ca. 100,-DM, halten dafuer aber ein Leben lang, waehrend billige, notorisch stumpfe Schneidwerkzeuge aus dem Supermarkt fuer 5,-DM das Stueck meist nach einem halben Jahr auf dem Muell landen. Beim Kauf eines Computers kann man auf die Moeglichkeit nachzuruesten achten und bei der Anschaffung eines Autos auf die Ersatzteilpreisliste.
Kauft man Produkte aus Dritt-Welt-Laendern sollte man auf das Trans-Fair-Siegel achten, dass sicherstellt, dass z.B. der Kaffee, den man erwirbt, von Kleinbauern stammt, die fuer ihre Erzeugnisse fair, d.h., ueber dem Weltmarktpreisniveau bezahlt werden. In der Regel sind diese Bauern in lokalen Kooperativen zusammengeschlossen, die auf grund des bescheidenen Wohlstands, in den sie dieser Handel versetzt, in der Lage sind, sowohl fuer eine schulische Grundbildung ihrer Kinder als auch fuer eine einfache medizinische Versorgung zu sorgen. Die daraus resultierende geringere Kindersterblichkeit als auch das hoehere Bildungsniveau wirken sich langfristig mindernd auf die Geburtenrate aus, leisten also einen Beitrag zur Bekaempfung der "Ueberbevoelkerung" in der Dritten Welt und dagegen, dass wirtschaftliche Fortschritte sich in Luft aufloesen, weil das Bevoelkerungswachstum in Laendern wie z.B. Marokko die Rate des Wirtschaftswachstums uebersteigt.
Auch lokales Kaufen ist eine Moeglichkeit bewusster und umweltschonender zu konsumieren. Welchen Zuwachs an Lebensqualitaet bringt es uns, Parmaschinken zu essen, der in Italien aus deutschen Schweinen gemacht wird; Wein aus Chile zu trinken und im ganzen Bundesgebiet Milchprodukte aus Bayern zu verzehren, wenn der Transport dieser Gueter gleichzeitig durch endlose LKWKolonnen unsere Strassen verstopft, unsere Luft vergiftet und unser Weltklima durcheinander bringt? Viele unser absurden Beduerfnisse werden erst durch den Einfluss der Werbung geschaffen, die uns suggeriert, wir braeuchten ein groesseres Auto, jedes Jahr neue modische Kleidung und immer wieder innovative elektrische und elektronische Geraete und Spielzeuge (Wer braucht eigentlich ein Tamagotchi?).
Dafuer scheinen wir auf der anderen Seite durch die Werbung auch profunde Vorteile zu haben: zwanzig Kanaele im Fernsehen lassen sich anscheinend nur durch sie bezahlen und eine Wochenzeitung wuerde statt 5,- um die 12,- DM kosten, wenn sie ohne Anzeigenkunden auskommen muesste. Das sollte aber nicht ueber die Tatsache hinwegtaeuschen, dass sich Firmen, die ihre Produkte bewerben, die anfallenden Kosten ueber ihre hoeheren Produktpreise bezahlen lassen und nebenbei auch noch fuer einen grossen Teil des jaehrlichen Papierverbrauchs verantwortlich sind. - Jeder Deutsche Haushalt gibt im Schnitt 1200,- DM fuer Werbung aus. Davon liessen sich die Mehrkosten fuer werbefreie Zeitungen und Fernsehen locker bezahlen. Schon im Interesse des eigenen Geldbeutels sollte man beworbene Produkte meiden, vor allem aber auch deshalb, weil die Werbebranche eine der staerksten Triebfedern des Teufelskreislaufs von Beduerfnisweckung und scheinbefriedigung ist.

Konsum und Arbeit

Weniger Konsum schuetzt die Umwelt. Das mag dem Oekologen als Argument genuegen. Oekonomen hingegen werden einwenden, dass weniger Konsum zum Verlust von Tausenden von Arbeitsplaetzen fuehren muss und das in einer Zeit, in der wir in Deutschland schon jetzt die hoechste Arbeitslosigkeit seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben. Weniger Konsum kann aber auch zu einer Bedarfsminderung bei der Nachfrage nach Arbeit fuehren. Wer z.B. auf ein eigenes Auto verzichtet und auf oeffentliche Verkehrsmittel umsteigt, sich vielleicht an car-sharing beteiligt oder, wenn wirklich einmal Bedarf besteht, einen Mietwagen benutzt, wird ueber das Jahr gerechnet eine Menge Geld sparen und wahrscheinlich auf ein Monatsgehalt bzw. auf einen Monat Arbeit verzichten koennen. Hier sind Arbeitgeber und Gewerkschaften gleichermassen gefordert, flexible Arbeitszeitmodelle zu entwickeln, deren Umsetzung zumindest in Grossbetrieben kein Problem sein duerfte.
Natuerlich gibt es auch genuegend Geringverdiener, die froh sind, wenn sie am Monatsende keine roten Zahlen auf ihrem Kontoauszug finden; gleichzeitig gibt es aber auch eine grosse Anzahl gut bezahlter Facharbeiter sowie Angestellter (von Managern oder Brokern ganz zu schweigen), die problemlos auf einen Teil ihres Lohns verzichten und sich diesen in Freizeit bezahlen lassen koennten. Nicht wenige wuenschen dies sogar, sehen sich aber haeufig betriebsinternen Strukturen gegenueber, die eine Teilzeittaetigkeit unmoeglich machen. Dabei waere eine Neuverteilung der Arbeit bitter notwendig: Wir befinden uns doch heute in der grotesken Situation, dass auf der einen Seite Leute krank werden, weil sie zuviel arbeiten (neben den Arbeitslosenzahlen befinden sich auch die Ueberstunden in der deutschen Wirtschaft auf Rekordniveau), waehrend andere krank werden, weil sie ueberhaupt keine Arbeit haben.
Ueber die Moeglichkeit der Umverteilung von Arbeit hinaus, kann ein veraendertes Konsumverhalten aber auch neue Arbeitsplaetze schaffen: Waehrend Ex-und-HoppProdukte in der Regel in vollautomatisierten Fabriken, unter minimalem Arbeitsaufwand hergestellt werden, sind Wartung und Reparatur von haltbaren Konsumguetern sehr arbeitsintensiv. Diese Erkenntnis ist weder neu noch originell und uns allen aus dem taeglichen Leben bekannt: Oft lohnt sich die Reparatur eines Geraetes nicht, gerade weil sie aufwendiger ist, als die Neuherstellung. Dabei waere die Reparatur haeufig die sinnvollere Alternative, berechnet man die wahren Herstellungskosten (also auch die Umweltkosten etc.) mit ein. Deshalb ist es notwendig, die Besteuerung von Arbeit zu senken und dafuer Energie zu verteuern. Ausserdem sollte bei Reparaturarbeiten in Zukunft keine Mehrwertsteuer mehr anfallen und andererseits Hersteller fuer die Entsorgung ihrer Erzeugnisse haftbar gemacht werden, anstatt diese auf die Allgemeinheit bzw. die kommunalen Abfallentsorgungsbetriebe abzuwaelzen.
Weitere Chancen fuer die Schaffung von Arbeitsplaetzen bietet die Umsetzung einer konsequenten Rohstoffwiederverwendung, die ebenfalls arbeitsintensiv ist. Damit diese sich aber nicht nur oekologisch, sondern auch oekonomisch rechnet, ist es notwendig Produkte von vornherein so zu gestalten, dass ein wirkliches Recycling - im Gegensatz zum Downcycling, bei dem wiedergewonnene Rohstoffe nur von minderer Qualitaet und fuer den urspruenglichen Einsatzbereich nicht mehr verwendbar sind moeglich ist.
Dabei sollte man nicht vergessen, dass Wiederverwertung den Vorrang vor Recycling haben sollte: Letzteres ist zwar die bessere Alternative zur Deponierung auf der Muellkippe, aber in aller Regel weitaus energieintensiver als die Wiederaufarbeitung/ verwendung. Ein Beispiel hierfuer ist die Pfandflasche, die weitaus resourcenschonender ist als ein TetraPack, ob nun mit oder ohne Gruenen Punkt. Aus letzterem wird darueber hinaus nie wieder eine Verpackung sondern hoechstens Fuellstoff fuer stillgelegte Kohlebergwerke oder ein kuenstliches Riff zum Schutz der Nordspitze Sylts (das war tatsaechlich im Gespraech!). Zudem hat die Pfandflasche nicht nur die bessere Oekobilanz, sondern macht auch mehr Arbeit. Einige Zahlen aus dem Bericht von Friends of the Earth: Working Future - Jobs and the Environment (1994):

Weniger Konsum ist also durchaus moeglich, ohne zu mehr Arbeitslosigkeit zu fuehren. Dies aber nur, wenn wir bereit sind, auf gewisse Dinge, die uns allzuoft zur Selbstverstaendlichkeit geworden sind, zu verzichten. Weniger Konsum heisst aber auch mehr Freizeit und damit mehr Zeit uns auf die Dinge zu besinnen, die unser Leben wertvoll machen: Zeit mit Freunden, dem Lebensgefaehrten oder der Familie zu verbringen, ein Instrument zu lernen, endlich mal wieder ein gutes Buch zu lesen (mal ehrlich: wann sind sie zuletzt dazu gekommen) oder uns unseren Hobbies zu widmen. Buy Nothing Day ist eine Gelegenheit sein eigenes Konsumverhalten zu ueberdenken und zu aendern.

-Holger Goetz / Sascha Timm-
Kauf-Nix-Tag / International Buy Nothing Day Network


Kontakte fuer weitere Informationen: 



Deutschland: 

Greenpeace 

http://www.greenpeace.de/GP_DOK_3P/GPM/GPM 

976EB.HTM 

Umwelt- und Projektwerkstatt Freiburg 

[email protected] 



Kanada und USA: 

The Media Foundation / Adbusters 

1243 W, 7th Avenue, Vancouver BC V6H 1B7 E- 

mail: [email protected] Internet: 

http://www.adbusters.org 



Grossbritannien: 

Enough/Anticonsumerism campaign - Paul 

Fitzgerald One World Centre, 6 Mount 

Street, Manchester M2 5NS Tel. 0044 161 226 

6668  Fax. 0044 161 226 6277 E-mail: 

[email protected] 

Internet: 

http://www.envirolink.org/issues/enough/ind 

ex.html 



Niederlande: 

Omslag, Werkplaats voor Duurzame 

Ontwikkeling, Marta Resink und Dick Verheul 

P.O.Box 163, 52770 AD Sint-Michielsgestel 

Tel. 0031 73 5941622 

E-mail: [email protected] 

internet: koopniets.nl 



Fuer Rueckfragen zu diesem Info: 

Sascha Timm, Massmannstrasse 11, 24118 Kiel 

E-mail: [email protected] 


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